Kolonialistische Denkweisen

Mit einem Klassiker des ethnografischen Films von 1930 beginnen wir die dreiteilige Themenreihe, die der Frage der Kontinuität kolonialistischer Denkweisen im Film nachgeht. Dabei ist den Filmschaffenden des ersten Films, Gulla Pfeffer und ihrem Kameramann Friedrich Dalsheim, die in einem Dorf in Togo drehten, in keiner Weise der Vorwurf eurozentristischer Sichtweisen vorzuwerfen, im Gegenteil. MENSCHEN IM BUSCH ist vermutlich der erste deutsche Film über fremde Kulturen, der konsequent die Perspektive der Gefilmten einnimmt. Eingeführt wird der Film aber seltsamerweise von Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, dem ehemaligen Gouverneur der deutschen Kolonie Togo. Wie kam es dazu? Bekannt wurde Adolf Friedrich durch seine frühen Afrikaexpeditionen zwischen 1907 und 1911, die ihm die Ehrenmitgliedschaft der Berliner Gesellschaft für Anthropologie einbrachten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde er Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft und gehörte zum Vorstand der 1917 gegründeten deutschen Kolonialfilm GmbH. Der Frage, wie seine rassistisch konnotierte Einführung in den Film gefunden hat, wollen wir versuchen nachzugehen. Aus dem Nachlass des Schweizer Filmemachers René Gardi montiert Mischa Hedinger seinen Film AFRICAN MIRROR (2019). Wir springen ans Ende der 50er Jahre. Über fünf Jahrzehnte … mehr

African Mirror

Mischa Hedinger
Schweiz 2019 | 84 Min. | OmeU
Fr, 31.05.2019 13:30
So, 02.06.2019 14:00
Der Schweizer Filmemacher und Reiseschriftsteller René Gardi (1909-2000) erklärte uns über Jahrzehnte hinweg den afrikanischen Kontinent und seine Bewohner*innen. In Büchern, Fernsehsendungen und Filmen schwärmte er von den schönen nackten … mehr

Cracks in the Mask

Frances Calvert
Australien, Deutschland, Schweiz 1997 | 57 Min. | OmeU
So, 02.06.2019 10:30
Vor mehr als 100 Jahren waren die Bewohner*innen der Torres Strait Inseln nördlich von Australien das Ziel zahlreicher anthropologischer Forschungsreisen. In Folge dessen verschwanden zahlreiche kulturelle Objekte und hinterließen eine … mehr

Menschen im Busch

Friedrich Dalsheim, Gulla Pfeffer
Deutschland 1930 | 64 Min. | OmeU
Do, 30.05.2019 10:00
Quelle: Deutsche Kinemathek

Alltag und Arbeit in einem afrikanischen Dorf: Scheinbar unberührt von kolonialen Einflüssen, ist das Leben seiner Bewohner*innen ganz auf Selbstversorgung ausgerichtet. Gefunden haben diesen Ort die Ethnologin Gulla Pfeffer und der Kameramann Friedrich Dalsheim beim Volk der Ewe im Inneren Togos, das bis 1916 deutsche Kolonie war. Arbeit auf den Feldern, Jagd und Essenszubereitung, Weben und Töpfern, Tanz und religiöse Riten bestimmen das Leben der Gemeinschaft, in der die modernste Errungenschaft ein Blechbüchsentelefon ist. Originalsprachige Aufnahmen, Alltagsgeräusche und Orchestermusik verdichten sich zu einer ethnografisch-dokumentarischen Studie, in der Trommeln, Gesänge sowie ekstatische Tänze schließlich in ein »Finale furioso« münden -

»MENSCHEN IM BUSCH gilt als einer der poetischsten Filme seiner Zeit. Zum ersten Mal nehmen deutsche Filmemacher konsequent die Perspektive der Gefilmten ein. Ohne Off-Kommentar erzählen die togolesischen Ewe aus der einstigen deutschen Kolonie über ihren Alltag und das Leben im Dorf Chelekpe. Alle Sprachaufnahmen wurden in Berlin nachsynchronisiert, auch dies ein Novum in der Geschichte des Kolonial- und Expeditionsfilms.« (Gerlinde Waz)