THE MEMORY OF GLITCH

Dieser Kurzfilm erforscht die Verstrickungen von Rauch und Pixeln, Bäumen und Menschen, Verlust und Wiedergewinnung. Als die Filmemacherin in einen verbrannten Wald in Oregon, USA, eintaucht, beginnen sich Erinnerung und Ort zu entwirren. Ihre Stimme gibt persönliche Reflexionen über den Verlust wieder, während Blicke auf kahle Erde, Felsformationen und Berge neue Horizonte bilden. Eine Montage aus gefundenem Filmmaterial, Google Maps-Erkundungen und während der Feldforschung aufgenommenem Material bildet eins neue Narrativ. Der Film spielt mit Ideen von Fiktion und Realität und hinterfragt unsere Beziehung zu den On- und Offline-Umgebungen, die wir bewohnen.

Dieser Film wird gleichzeitig im Conflictorium als Teil unserer #Junction_Ahmedabad gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

Suzanne Schaaf hat einen Bachelor-Abschluss in Theaterregie und -pädagogik (Universität der Künste Amsterdam) und einen Master-Abschluss in visueller Anthropologie (UvA). Ihr Interesse gilt der künstlerischen Forschung und dem ortsspezifischen Theater. Ihre Arbeit steht oft im Zusammenhang mit Ortsbestimmung, Erinnerung, Landschaft und Übergang. Sie zieht es vor, bei ihrer Forschung interdisziplinär zu arbeiten, wobei das Ergebnis nicht auf eine Form oder ein Produkt festgelegt ist, sondern vielmehr vom Forschungsprozess abhängt. Sie ist in den Niederlanden aufgewachsen, hat aber eine starke Verbindung zu den Vereinigten Staaten entwickelt, aus denen der Großteil ihrer Familie stammt.

FOUR JOURNEYS

Louis Hothothot wurde als illegales zweites Kind in China geboren. Seine Eltern wurden hart bestraft und mussten unter bitteren Sanktionen leiden. Nach langen Studienjahren in den Niederlanden kehrt der Filmemacher zu seiner Familie zurück und beginnt mit der Aufarbeitung und einem Prozess der Heilung unterdrückter Schuldgefühle und Kränkungen.   

Mit seiner manchmal einschüchternd wirkenden Kamera zwingt Louis seine Familie, sich ihrer traumatischen Vergangenheit zu stellen. Schonungslos stellt ihnen Fragen und Bemerkungen, um sie aus ihrer belastenden Vergangenheit herauszuholen. Das ist schmerzhaft, aber notwendig, denn “wenn die Erinnerungen in der Vergangenheit eingefroren sind, was kann dann den Schmerz auflösen?” (idfa)   

Dabei geht es nicht nur um Vergangenheitsbewältigung, sondern auch um seine eigene Identität zwischen angeeigneter westlicher Kultur und dem Festhalten an seiner chinesischen Herkunft.  

Louis Hothothot (Louis Yi Liu) ist ein Film- und Medienkünstler, Autor und Grafikdesigner, geboren und aufgewachsen in China. Er studierte Grafikdesign, Animation und Videokunst in Peking, ab 2012 am Dutch Art Institute, anschließend Film an der Netherlands Film Academy. FOUR JOURNEYS, sein erster Langfilm, eröffnete das IDFA 2022. https://louishothothotart.wordpress.com/ 

Regie, Kamera: Louis Hothothot
Montage: Chris van Oers, Louis Hothothot, Albert Elings
Musik: Harry de Wit
Produktion, Verleih: Pieter van Huystee Films

TERRA INCOGNITA

Überall in Europa werden Geflüchtete in fast verlassenen Dörfern untergebracht, um Kosten zu sparen und der Landflucht entgegenzuwirken. Aber wie gelingt ein Zuhause an einem Ort, den andere verlassen wollen? TERRA INCOGNITA ist Teil eines ethnologisch-künstlerischen Forschungsprojektes der Ethnologin Shirley van der Maarel über geflüchtete Menschen, die in dem abgelegenen Valle di Comino untergebracht werden. Wir lernen unterschiedliche Bewohner*innen kennen, Kinder und Erwachsene, aus Asien, Afrika und natürlich auch Einheimische, deren gemeinsame facettenreiche Hintergründe ein neues Leben im halbverlassenen Ort entstehen lassen. Mehr als nur als ein Dokumentarfilm, ist TERRA INCOGNITA ein Einblick in eine absurde Realität.

Buch, Regie, Kamera: Shirley van der Maarel
Sounddesign: Olivier Terpstra
Kontakt: hello@shirleyvandermaarel.com
Forschungsprojekt: www.land-unknown.eu

THEY CALL ME BABU

Mama, I miss you so much,“ so beginnt ein Brief, den Alima an ihre Mutter schreibt. Sie ist eine der unzähligen Indonesierinnen, die im ehemaligen Niederländisch-Ostindien der 1940er Jahre als „Babu” oder Kindermädchen für eine niederländische Familie arbeitet. Die Stimme einer Erzählerin, die zu ihrer toten Mutter spricht, schwebt durch dieses fesselnde und aufschlussreiche Stück Kino und erinnert an Heimvideos und Wochenschauen. Während der Kolonialherrschaft war es üblich, dass holländische Familien Super8 oder 16mm Filme für Freunde und Verwandte drehten, um ihnen das Leben in der Kolonie zu zeigen: die Kinder, den Reichtum an tropischen Früchten, die exotischen Eigenheiten. Die Dienstmädchen spielten hierbei meist nur am Rand eine Rolle. Aus dieser Herrschaftsperspektive und fast 500 Bildquellen, kontrastiert mit der Erzählung vieler Dienstmädchen kompiliert Sandra Beerends ihr Lehrstück über Themen wie Selbstbestimmung, Frauenrechte und Unterdrückung und entlarvt die Einseitigkeit der Geschichtsschreibung, wie sie vielerorts bis heute gelehrt wird.

Sandra Beerends lebt in den Niederlanden und arbeitet als Autorin, Creative Producer und Regisseurin für den niederländischen TV-Sender NTR und betreibt ihre eigene Produktionsfirma Beruang. Sie koproduziert und schreibt das Drehbuch zu KAUWBOY (2012, R: Boudewijn Koole), ebenso bei dem Kurzfilm ARIGATO (2012, R: Anielle Webster). THEY CALL ME BABU ist ihr erster eigener Film.

Buch, Regie: Sandra Beerends
Montage: Ruben van der Hammen
Musik: Alex Simu
Stimme Alima: Denise Aznam
Recherche: Dorette Schootemeijer, Hans van den Berg
Line-Producer: Celine Baggen
Produktion, Verleih: PVH Pieter van Huijstee, Rudolf Kats rudolf@pvhfilm.nl

 

 

Tanzania Transit

Drei lange Tage und Nächte rollt ein gut besetzter Zug durch Tansania, von der Hauptstadt in die Provinz. In der dritten Klasse sitzen der charismatische Massai Isaya mit seinem Enkel William, der sein Geld zu Großvaters Unverständnis im urbanen Showbusiness verdient. In der Mittelklasse stoßen wir auf die unternehmerische Rukia, die als junges Mädchen zwangsverheiratet und später mit einem kleinen Sohn allein zurückgelassen wurde. Nun wagt sie als Betreiberin einer Bar einen Neustart. Vorne im Zug, wo die Erste-Klasse-Passagiere reisen, begegnen wir der enigmatischen Stimme des Priesters Peter, der eine Gangsterkarriere hinter sich hat und sich jetzt – ob gefragt oder nicht – den Sorgen seiner Mitreisenden annimmt.
Tansania im Transit. Während der Zug durch die staubige Landschaft fährt zeichnet der Film nicht nur ein Bild der Armut, der Vorurteile, den Anfeindungen gegenüber den Massai, sondern auch der gesellschaftlichen Veränderungen, des Aufbruchs und eines Blicks, der nach vorne schaut, wohin immer die Reise geht.

Wild Flower

Sie kocht Brennnesseln, schnäuzt sich vernehmlich, kann Feuer spucken, wenn sie redet, und war schon als Kind hässlich, sagt sie selbst. Dann aber flechtet Lule, die Schafhirtin, ihre Zöpfe, kleidet sich sorgsam in ihrer Tracht für den Besuch in der Stadt – nein, sie ist eine stolze Burrnesha, eine Frau, die aus freiem Willen aufs Heiraten und Kinderkriegen verzichtet hat. Als jüngste Tochter einer albanischen Hirtenfamilie war sie einem viel älteren Mann zugedacht, doch mehrere Umstände ließen sie sich früh zu diesem Leben als Mann entscheiden und die Rolle des Familienoberhaupts einnehmen. Es entsprach ihrem Temperament.
WILD FLOWER ist eine Hommage an eine aussterbende Lebensform, nicht nur der Tradition der geschworenen Jungfrau, sondern auch der Schafwirtschaft. Beides geht in dem Film innig zusammen. Wie ein handaufgezogenes Lamm ihr auf dem Fuße folgt, leuchtet eine andere Welt auf.

Tirana International Film Festival 2016, bester Dokumentarfilm

Tanzania Transit

Drei lange Tage und Nächte rollt ein gut besetzter Zug durch Tansania, von der Hauptstadt in die Provinz. In der dritten Klasse sitzen der charismatische Massai Isaya mit seinem Enkel William, der sein Geld zu Großvaters Unverständnis im urbanen Showbusiness verdient. In der Mittelklasse stoßen wir auf die unternehmerische Rukia, die als junges Mädchen zwangsverheiratet und später mit einem kleinen Sohn allein zurückgelassen wurde. Nun wagt sie als Betreiberin einer Bar einen Neustart. Vorne im Zug, wo die Erste-Klasse-Passagiere reisen, begegnen wir der enigmatischen Stimme des Priesters Peter, der eine Gangsterkarriere hinter sich hat und sich jetzt – ob gefragt oder nicht – den Sorgen seiner Mitreisenden annimmt.
Tansania im Transit. Während der Zug durch die staubige Landschaft fährt zeichnet der Film nicht nur ein Bild der Armut, der Vorurteile, den Anfeindungen gegenüber den Massai, sondern auch der gesellschaftlichen Veränderungen, des Aufbruchs und eines Blicks, der nach vorne schaut, wohin immer die Reise geht.

BRASS UNBOUND

Eine Reise der Blechmusik um die Welt. Blechblasinstrumente fanden ihren Weg in die Kolonien und zu den noch so weit entlegensten Völkern im Gepäck der Missionare, der Händler und der Armeen. Ihre beeindruckende Größe, ihre Formen und nicht zuletzt ihre Stimmgewaltigkeit fanden überall großen Anklang. So beginnt die Geschichte des Films. 

Die Blechblasinstrumente fanden in vielen Völkern schnell Eingang in die traditionellen Formender lokalen Musik, und es wurden ihnen bestimmte Rollen zugewiesen. Eine spezielle Musik war geboren: eine Musik, die die Kolonisation und die Unabhängigkeit der Staaten begleitete und - paradoxerweise -danach wieder nach Europazurückkam. 

An vier Beispielen in ehemaligen Kolonialländern wird der heutige Gebrauch der Instrumente aufgezeigt: in Nepal und Ghana - zwei Extreme britischer Kolonialpolitik - sowie in Surinam und den Celebes-Inseln, zwei ehemals holländischen Kolonien. So finden wir den Sound der ghanesischen Trommeln in Surinam und das Echo nepalesischer Musik in der vulkanischen Gegend der Celebes-Inseln. 

Basierend auf einer langen musikethnologischen Untersuchung ist dieser Film mehr als nur eine simple Beschreibung der Geschichte der Nutzung der Blechblasinstrumente.

Johan van der Keuken über seine Arbeit:
Da ich meist die Kamera selbst in der Hand halte, kann ich mit dem, was ich als Bild sehe, direkt auf die Situationen reagieren. So funktionieren meine Kamera und ich in der Kälte anders als in den Tropen; wenn es um einen herum viel Bewegung und Unruhe gibt zieht es mich mit hinein; wenn Ruhe herrscht, werde ich mit meiner Kamera nachdenklicher. All die unterschiedlichen Verhaltensweisen übertragen sich auf mich und meine Kamera…

Ich arbeite sehr viel mit dem Ton, ohne daß damit eine Fetischierung der Technik verbunden ist. Wichtiger Bestandteil meines Filmemachens ist der Austausch mit der Person, die den Ton nimmt (die meistens ein Freund oder meine Frau Nosh ist). Die Beziehung zwischen Stimmen und Geräuschen ist sehr wichtig und interessiert mich sehr. Die wichtigste Arbeit beginnt dann am Schneidetisch. Es gilt, die Spannung zwischen dem vorhandenen Ton und den zugehörigen Bildern zu finden…” 

Johan van der Keuken, geboren 1938 gehört zu den wichtigsten Dokumentarfilmemachern der heutigen Zeit. Seit seinem Studium an der ID-HEC in Paris (1956-1958) hat er ungefähr 40 Filme gemacht. Daneben ist er auch bekannt als Fotograf.

METAAL EN MELANCHOLIE

Verrostete klapprige Taxis verschiedener Größen und Farben durchstreifen Lima. Am Steuer sitzen Lehrer, Schauspieler, Ökonomen, Geheimdienstagenten und Putzfrauen. In der Hauptstadt Perus kann sich jeder für ein paar centavos das Schild mit dem magischen Wort ‘Taxi’ kaufen, es auf die Windschutzscheibe kleben und sich mit seinem alten Auto in den verrückten Verkehr der Siebenmillionenstadt werfen; einer Metropole zwischen Verrücktheit und Hoffnungslosigkeit, wo bis auf die Autos nichts mehr funktioniert! Die Konkurrenz ist knallhart, der Lohn kümmerlich, aber immer noch besser als die lächerlich niedrigen Beamtengehälter. Jeder Taxibesitzer pflegt eifersüchtig sein Fahrzeug; jeder hat sich unfehlbare Tricks ausgedacht, um es zu schützen.

In zahlreichen Anekdoten erzählen diese Überlebenskünstler vom wachsenden sozialen Chaos Limas. Hinter jeder Persönlichkeit verbirgt sich eine tragikomische Geschichte: »Ein spanischer Poet hat gesagt, Peru bestünde aus Metall und Melancholie; Metall, weil die Leiden und die Armut uns die Härte des Metalls gegeben haben; Melancholie, weil wir auch weich sind und uns nach der Vergangenheit sehnen«.

JALAN RAYA POS - The Great Post Road

Die große Poststraße wurde im letzten Jahrhundert von den holländischen Kolonisatoren und Siedlern angelegt. Der Bau kostete viele Menschenleben. Die Straße erstreckt sich über tausend Kilometer auf der Insel Java. Die Kamera fährt die Straße ab, um dem Schriftsteller Pramudya Ananta Toer Auge und Ohr »zu ersetzen«, denn der ehemalige politische Gefangene und bekannteste indonesische Dichter steht unter Hausarrest. Er schreibt einen Essay über die große Poststraße für diesen Film. Der Film ist einerseits ein Portrait über einen Mann in Schwierigkeiten, andererseits auch das Tagebuch einer Reise, die die Wunden der Kolonisation und der aktuellen Diktatur in Indonesien reflektiert.

Bernie Ijdis, geboren 1945, begann zunächst als Filmproduzent. Seit 1985 dreht er Dokumentarfilme: Een Passie onder de Loupe (1984); Vrolik (1985); Dream Mail (1986); Brieven (1987); De Diensingang (1989); De Pitch (1990); A Dreamscape (1994); JALAN RAYA POS (1996)