Der Wind des Djinn

Taghvaie gliedert diesen Film über religiöse Kulte in den persisch und arabischsprachigen Regionen Bandar Abbas und Bandar Lengee im Süden Irans in zwei Abschnitte. Im ersten Teil führt einer der wichtigsten Lyriker der persischen Moderne, Ahmad Shamlu, mit seiner Stimme und seinem Gedicht in die Mystik des Winds der Djinnen, der bösen Geister, ein. Dieser Wind kann die Menschen beherrschen und aus dem Land vertreiben. Shamlus Gedicht begleitet Bilder einer Ruinenstadt und regionalen Landschaft, durch die zuletzt eine Frau schreitet. Die Frau geht zu einem Kult, der einem von dem Djinn Besessenen helfen soll. Im zweiten Teil wird dieser volksislamische Kult geschildert: Frauen und Männer musizieren und helfen dem Besessenen gemeinsam, ihn von dem Djinn zu befreien. Der Rhythmus der Musik ist von den Trommeln der Nachfahren ehemaliger afrikanischer Sklaven, die an dem Kult teilnehmen, geprägt. 

Zwischen den Bildern der Ruinenstadt sind auf Wände und Türen geschriebene Daten zu sehen, die für die iranische Geschichte der 50er und 60er Jahre einschneidend waren. Es geht um subtile, die Zensurbehörden umgehende Anspielungen Taghvais auf die Gründung des Geheimdienstes Sawak 1956, die Machtübernahme des vom Schah eingesetzten Ministerpräsidenten Amini 1960 und die Studentenunruhen und Verhaftungen von Oppositionellen 1968. 

Der Schriftsteller und Filmautor Nasser Taghvaie wurde 1940 in Abadan geboren. Bevor er als Dokumentarfilmer 1966 zum iranischen Fernsehen kam, arbeitete er als Assistent von Ebrahim Golestan. 1971 wechselte er zu Kanoon (Institut für die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen), für das er Spielfilme und Fernsehserien realisierte. Filme u.a.: BADE JENN / DER WIND DES DJINN (1969); NACHL / DIE DATTELPALME (1969); RAHA’I / BEFREIUNG (1971); SADEQ KORDEE / SADEQ, DER KURDE (1973); NEFRIN / DIE VERWÜNSCHUNG (1973); NACHODA CHORSHID / KAPITÄN CHORSHID (1987); EJ IRAN / OH IRAN (1990).