RELEASING THE SPIRITS

RELEASING THE SPIRITS - A VILLAGE CREMATION IN BALI
Regie: Patsy Asch, Linda Connor und Timothy Asch Indonesien/USA 1990,16 mm, OF 45 min

Bestattungsriten sind die am anspruchsvollsten ausgeführten Riten auf Bali. Arme Familien müssen oft Jahre warten, bevor sie genügend Mittel für die aufwendige Einäscherung ihrer verstorbenen Angehörigen zur Verfügung haben. Davor werden die Toten provisorisch begraben. 1978 wurden besonders viele Einäscherungen durchgeführt, da die religiösen Oberhäupter der Insel ihre Bewohner dazu anwiesen, ihre Verstorbenen unbedingt noch vor dem großen Reinigungsfest ‘Eka Dasa Rudra’, das im folgenden Jahr stattfinden sollte, nach balinesischem Brauch zu bestatten. Um die finanzielle Belastung der Einäscherung für die betroffenen Familien möglichst gering zu halten, werden Gruppen-Bestattungen vorgenommen. Dieser Film schildert eine kollektive Einäscherung, die von einer Gruppe von Dorfbewohnern aus Zentralbali durchgeführt wird. 15 Jahre zuvor wurde das letzte Mal eine Bestattung dieser Art organisiert. Zwei Jahre nach den Filmaufnahmen kehren die Filmemacherlnnen wieder auf die Insel zurück, um vier Teilnehmern der Einäscherung das davon aufgenommene Filmmaterial - den ersten Teil des Filmes - vorzuführen.
Jeder der Betrachter hat eine andere Perspektive auf das Gesehene; sie kommentieren und diskutieren, auch inspiriert von den Fragen der drei FilmemacherInnen, deren Stimmen im Hintergrund zu hören sind

I Jero Tapakan

Jero Tapakan, daß spirituelle Medium eines kleinen, in Zentralbali gelegenen Dorfes bespricht sich mit einer Gruppe von Kunden vor dem Schrein ihres Hauses. Der eigentlichen Seance geht eine Einführung voraus, die einen Eindruck und Hintergrundinformationen von dem Medium und ihren Beruf vermittelt. Die anwesenden Klienten möchten Kontakt zu dem Geist ihres toten Sohnes aufnehmen, um einerseits seine Todesursache und andererseits seine Wünsche hinsichtlich seiner Bestattung in Erfahrung zu bringen. Mehrmals im Verlauf der spirituellen Sitzung wird Jero von unterschiedlichen Geistern heimgesucht, das erste Mal von einer Schutzgottheit des Gehöfts, welche versöhnende Geschenke einfordert, die vermutlich vergessen worden waren. Danach befällt sie der Geist eines verstorbenen Vaters des Klienten, der weitere Geschenke erbittet, um den Übergang des Toten in die andere Welt zu erleichtern und schließlich von dem Geist des Toten selbst. In einer emotionsgeladenen Szene wird die Todesursache (Hexerei) seines vorzeitigen Ablebens aufgedeckt und der verstorbene Sohn vermittelt über das Medium Anweisungen für sein Begräbnis. Zwischen den einzelnen Besessenheitsphasen unterhält sich das Medium mit ihren Klienten, um die Unklarheiten, die durch das meist tranceartigen Gemurmel entstehen, aufzuklären.

THE MEDIUM IS THE MASSEUSE

Anders als viele andere spirituelle Medien, praktiziert Jero Tapakan alle drei Tage nur einmal als Masseurin, genau dann wenn das Verfallen in Tranceunterungünstigen Vorzeichen steht. Der Film konzentriert sich auf Jeros Behandlung von Ida Bagus, einem Adeligen aus einer benachbarten Kleinstadt. Jero behandelt ihren Klienten wegen seiner Unfruchtbarkeit und Anfälle. An diesem Tag beginnt sie ihre Behandlung mit religiösen Vorbereitungen und der Zusammenstellung der traditionellen Medikamente. Die Behandlung umfaßt eine Massage, die Anwendung von Augentropfen, eine Infusion und Einreibungen mit einer besonderen Paste für die Brust. 

Der Film dokumentiert des Gespräch zwischen der Ethnologin Linda Connor, dem Patienten Ida Bagus und Jero Tapakan über die Art der Behandlung. Dabei kommuniziert Jero auch mit anderen Patienten und den Bewohnern des Gehöfts. In einem Interview berichten Ida Bagus und seine Frau über seine zehnjährige Krankheitsgeschichte und die verschiedenen Diagnosen. Die Schlußsequenz des Films vermittelt einen tieferen Einblick in ausgewählte Behandlungsmethoden Jero Tapakans.

III JERO TAPAKAN

In Bali vermitteln die traditionellen Heiler zwischen der Welt der Menschen und der Welt des Übernatürlichen. Jeder, gleich welchen Geschlechts, kann von Geistern oder den Seelen der Ahnen besessen werden. Sie können Anhaltspunkte für die Ursache von Schmerzen, über die Wünsche der Verstorbenen oder günstige Begräbnistermine liefern. Viele Heiler, meist Bauern, verfügen über tradiertes Wissen, wie der Interpretation der Palmblätter-Schriften, der Geburtshilfe oder auch Weissagungen.

In diesem letzten Film der fünf-teiligen Serie über Bali spricht das Medium Jero Tapakan mit der Ethnologin Linda Connor über ihr Leben. Sie erinnert sich ihrer Armut und ihrer Zweifel, die sie als Bäuerin vor fünfundzwanzig Jahren hatte, wie sie als Hausiererin ihr Zuhause für monatelange Wanderschaften in Norden Balis verließ. Nach einer ernsten Krankheit und ihren ersten Visionen kehrte sie zu ihrem Mann und ihren Kindern zurück und beriet sich mit einem spirituellen Medium. Danach faßte sie den Entschluß, sich einer Weihe zu unterziehen, und damit selbst zu einem spirituellen Medium zu werden. Nach Jahren der Rückzahlung ihrer Schulden kann sie heute ihren Lebensunterhalt mit den Einkünften als Heilerin selbst bestreiten und ihrem Sohn nach ihrem Tode etwas vererben.

II JERO ON JERO

1980 kehrten die Ethnologin Linda Connor und die Filmemacher Patsy und Timothy Asch mit dem Videomaterial von A BALINESE TRANCE SEANCE nach Bali zurück. Jero Tapakan, daß spirituelle Medium wurde zur Sichtung des Filmmaterials eingeladen. Der daraus entstandene Film JERO ON JERO: A BALINESE TRANCE SEANCE OBSERVED bietet einen Blick auf Jeros Reaktionen , als sie sich erstmals im Zustand der Trance selbst beobachten konnte. Jero hatte die einmalige Gelegenheit, auf die von ihr gemachten Erfahrungen während der Trance spontan aber auch bewußt zu reagieren. Ihre Kommentare geben einen Einblick in ihre Gefühle, in ihr Verständnis von Hexerei und in ihre Demut gegenüber einer übernatürlichen Welt. Jero Tapakan spricht aber auch von profanerem - z.B. wie wichtig die Schönheit ihres Hauses für sie ist.