Stranger in Paradise

Ein Semidokumentarfilm in drei Akten: In einem Klassenraum sitzen drei Gruppen Geflüchteter einem Lehrer gegenüber. Der Lehrer ist Schauspieler, die Geflüchteten sind real. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Mali, Somalia, der Elfenbeinküste. In dieser Laborsituation übernimmt der Schauspieler die Rolle der Europäer und demonstriert, wie über sie, die Neuankömmlinge geredet wird. Akt 1: „Go home and build your own welfare state, we don’t want you“, ist in seiner Direktheit sicher das Krasseste, was man einem Geflohenen ins Gesicht sagen kann. Der good guy-Schauspieler im 2. Akt dagegen ist voller Verständnis der Notlage, fühlt sich selbst in der Schuld des kolonialen Erbes und sieht erst recht keine finanziellen Probleme auf das reiche Europa zukommen. Akt 3 schließlich, spielt die rechtliche Seite durch und zeigt demonstrativ, welche Chancen auf Asyl den Einzelnen aufgrund ihrer Herkunft und Fluchtgeschichte bleiben. Einer nach dem Anderen muss den Raum verlassen.
Auch wenn den Geflüchteten die Konstruktion dieses filmischen Experimentes offengelegt wurde und sie wussten, dass die Texte des Schauspielers gescriptet waren - der Film verstört. Führt er dem Zuschauer doch auf schonungslose Weise vor Augen, zwischen welchen Polen sich die Stimmung in Europa bewegt. Hendrikx will provozieren. In einem Epilog draußen auf der Straße erzählt der Schauspieler vorbeikommenden Flüchtlingen, wieviel so ein Film kostet und wie hoch die Budgets in der Filmindustrie sind…

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Guido Hendrikx geb. 1987, studierte Freie Kunst und Kunstwissenschaften an der Universität Utrecht. Während des Studiums arbeitete er als Freelancer für verschiedene Medien. 2010 begann er sein Studium für Dokumentarfilmregie an der Dutch Film Academy. Er realisierte mehrere Kurzfilme u.a. DAY IS DONE (2010), STUDYFACTORY (2013), ESCORT (2013), ONDER ONS (2014).